Orgelnachklang
Mit der Adventszeit treten wieder zwei Aspekte des christlichen
Glaubens in den Vordergrund. Zum einen die Vorbereitung auf das
Geburtsfest Jesu Christi und der anderen weihnachtlichen Hochfeste,
zum anderen wird aber auch an die endzeitliche Wiederkunft Christi
gedacht. Somit besitzt die Adventszeit zwei Charakterzüge. Von Rom
aus dominierte klar der weihnachtliche Aspekt, in gallischen und
weiteren besetzten Gebieten war der endzeitliche Charakter
bestimmend, der möglicherweise durch irische Missionare beeinflusst
wurde. Somit geriet hier ein Bußcharakter in den Vordergrund, der bis
heute in der Liturgie u.a. durch die Farbe violett, das fehlende Gloria
und das Zurücktreten des feierlichen Orgelspiels zum Ausdruck gebracht
wird. Auch die Lesungen spiegeln dies wider. Die Vorgeschichte und der
Stammbaum Christi sind vordergründig, aber auch Johannes der Täufer,
der in prophetischer Weise über Umkehr und die Ankunft des Herren auf
Erden predigt. Noch deutlicher wird der apokalyptische
Bedeutungsaspekt durch Lesungen über das Endgericht, die Wiederkunft
des Messias, das endgültige Reich Gottes und die damit verbundenen
Schrecken (diese Arten von Lesungen finden auch ihren Platz gegen Ende
des Kirchenjahres). Die Lieder im Advent sind geprägt von Ankunft,
Erscheinung, Offenbarung und Wiederkunft eines liebenden und
menschenfreundlichen Gottes; die Geburtsmotivik ist im Hintergrund.
Gerade mit der Perspektive auf die Wiederkunft wird sich an den
Bußpredigten von Johannes den Täufer orientiert, die von
Ernsthaftigkeit und einer bußbereiten Haltung geprägt sind. Der Choral
„Mit Ernst, o Menschenkinder“ verdeutlicht den Bußcharakter der
Adventszeit. Als Sprachrohr dient Johannes der Täufer. Siegfried Karg[1]Elert (1877-1933) nutzte in seiner Vertonung des Chorals die dritte
Strophe als Vorlage, in der es vor allem um die Herzensfrömmigkeit und
-demut geht. Bis heute ist der Choral in den evangelischen
Gesangbüchern vertreten, im neuen Gotteslob vereinzelt in den
Eigenteilen der Bistümer.
Am Tag des Orgelnachklangs hören Sie „Mit Ernst, o Menschenkinder“
von Karg-Elert.
